In Memoriam Prof. Karl-Klaus Conzelmann (1955 – 2025)

Mit großer Trauer und tiefem Respekt nehmen wir Abschied von Karl-Klaus Conzelmann. Als geschätzter und langjähriger Professor für Experimentelle Virologie am Max von Pettenkofer-Institut und am Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat er nicht nur unser akademisches Leben bereichert, sondern auch viele Generationen von Studierenden inspiriert.
Von 1999 bis 2022 leitete Klaus Conzelmann eine wissenschaftlich hochaktive virologische Forschungsgruppe am Max von Pettenkofer-Institut und am Genzentrum der LMU. Sein großer Einsatz für Forschung und Lehre zeichnete sich durch eine außergewöhnliche Expertise, Leidenschaft und ein bemerkenswertes Engagement aus. Mit seiner freundlichen und zugleich anspruchsvollen Art verstand er es, komplexe Themen verständlich zu vermitteln. Seine zahlreichen Publikationen und seine begeisternde Lehre werden noch lange in Erinnerung bleiben.
Klaus Conzelmann leistete in den 1990er Jahren Pionierarbeit in der Etablierung eines neuen Forschungszweigs, der reversen Genetik für negativ-Strang RNA-Viren, darunter Tollwutviren, Masernviren und Influenzaviren. Auf dieser visionären molekularen Technologie basieren alle auch heute noch künstlich hergestellten RNA-Viren mit negativem Strang. Weiterhin trugen Einblicke seiner Arbeitsgruppe maßgeblich zum Verständnis der für die späte Phase der Vermehrung des Tollwutvirus notwendigen viralen Komponenten bei. Seine Ideen und Forschung trugen auch zur Klärung der Frage bei, wie zelluläre Faktoren der angeborenen Immunität wie RIG-I, die RNA eindringender Viren erkennen und vor allem von zellulären RNAs unterscheiden kann. Klaus Conzelmann strebte auch immer nach fächerübergreifenden Anwendungen seiner Forschungsarbeiten: Zum Beispiel entwickelten er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedene nicht-infektiöse Vektoren für Tollwutviren, bei denen das Hüll-Glykoprotein des Virus entfernt wurde, um die trans-synaptische Verfolgung neuronaler Schaltkreise zu ermöglichen. Durch den Einbau fluoreszierender Proteine erlaubten diese Vektoren erstmals eine Kartierung des „Konnektoms“ von Neuronen im Gehirn. Ein Durchbruch in der Neurobiologie!
Professor Karl-Klaus Conzelmann wird uns nicht nur als herausragender Wissenschaftler, Lehrer und Mentor fehlen, sondern auch als wertvoller Mensch, dessen Freundlichkeit, Weisheit und Humor viele von uns begleitet haben. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und allen, die das Privileg hatten, mit ihm zusammenzuarbeiten.
In dankbarer Erinnerung und stillem Gedenken
Prof. Dr. med. Oliver T. Keppler
Lehrstuhlinhaber für Virologie an der LMU