Aktuelles
Neue Publikation zur Evolution von IFITM in Primaten
Luca Schelle aus dem Labor von PD Dr. Hanna-Mari Baldauf vom Max von Pettenkofer-Institut und Mitglied des Promotionsprogramms „Infection Research on Human Pathogens@MvPI“ hat mit Hilfe des lab rotation scholarships der jungen GfV (jGfV) bei den Kollaborationspartnern in Portugal neue Fertigkeiten zu Evolutionsanalysen gelernt. Diese Kenntnisse mündeten nun in einer gemeinsamen Publikation in Frontiers in Microbiology und beschäftigten sich mit der Evolution von IFITM in Primaten. Durch die tiefgründigen Analysen wurden drei neuen Gruppen von Primaten-IFITMs entdeckt und eine neue Nomenklatur empfohlen. Zusätzlich wurden drei Evolutionsmodelle für Primaten IFITMs identifiziert.
Link zur Publikation:
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmicb.2023.1213685/full
Das hochvariable Methylom des Magenkrebsbakteriums Helicobacter pylori
Ein Team von Wissenschaftlern des Max von Pettenkofer-Instituts um Prof. Dr. Sebastian Suerbaum und Dr. Florent Ailloud hat in einer neuen Publikation in der renommierten Zeitschrift Communications Biology die Evolution und Diversität des Methyloms von Helicobacter pylori untersucht. H. pylori ist von allen pathogenen Bakterien das mit der größten Zahl von DNA-methylierenden Enzymen (Methyltransferasen). Diese MTasen methylieren das Genom des krebserregenden Bakteriums an vielen Tausend Positionen. Jeder H. pylori-Stamm besitzt eine einzigartige Kombination von MTasen, die es dem Bakterium erlauben, sein Methylom individuell zu variieren. Die Wissenschaftler haben die Verteilung von 96 Methyltransferasegenen in einer Datenbank von 541 H. pylori-Genomsequenzen analysiert. Die Genomsequenzen umfassen die gesamte bisher bekannte globale Diversität von H. pylori. Darüber hinaus analysierten die Wissenschaftler parallel die Verteilung der Erkennungssequenzen der Methyltransferasen. Nur zwei Methyltransferasen kommen in allen H. pylori-Stämmen vor, so dass man sie zum Kern-Genom zuordnen kann. Alle anderen MTasen sind variabel, wobei die Frequenz zwischen sehr häufig (>75% der Genome) und sehr selten (<5%) variiert. Die Häufigkeit mancher Methyltransferasen zeigte auffällige Unterschiede zwischen H. pylori-Populationen aus unterschiedlichen geographischen Regionen, was ein Hinweis auf umweltabhängige Selektionsfaktoren sein könnte. MTasen methylieren die bakterielle DNA an spezifischen kurzen Sequenzen (z.B. GCGC, ATTAAT). Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Evolution dieser Erkennungssequenzen in vielen Fällen mit der Evolution der Methyltransferasen korreliert war und die Gegenwart der MTasen sowohl zur Expansion als auch zur Kontraktion der Motive führen kann. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, wie die Diversität der Methyltransferase und ihrer Erkennungssequenzen sich auf die Pathogenität von H. pylori auswirkt.
Link zur Publikation (Open Access)
Die komplexe Ökologie des Darmmikrobioms
Ein Team um Frau Prof. Dr. Bärbel Stecher vom Max von Pettenkofer-Institut konnte in einer aktuellen Publikation (Erstautorin Anna S. Weiss) anhand einer synthetischen Bakteriengemeinschaft im Darm von Mäusen zeigen, dass die Ökologie des Darmmikrobioms sowohl von Umwelteinflüssen (z.B. der Ernährung) als auch von Wirtsdeterminanten beeinflusst wird. Die Forschungsergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Neue Publikationen zur Corona-Diagnostik
Das Team der Virologie des Max von Pettenkofer-Instituts hat seine unabhängigen Untersuchungen der letzten drei Jahre zur Aussagekraft verschiedener Antigen-Schnelltests für Laien sowie Antigen-basierter Testsysteme für diagnostische Labore zur Erkennung von SARS-CoV-2-Infektionen fortgesetzt. Der Fokus beider in Medical Microbiology and Immunology veröffentlichten Studien lag auf der Erkennung aktueller Varianten von Omikron, auch im Vergleich mit früheren Varianten des Virus.
Die Leistungsfähigkeit der zehn untersuchten Antigen-Schnelltests, die allesamt viel verkaufte Produkte für den Laienmarkt in Deutschland/Europa (9) und in den USA (1) waren, war extrem unterschiedlich. Einzelne Tests erkannten teilweise weniger als die Hälfte selbst der sehr viel Virus enthaltenden Abstrichproben. Interessanterweise wies der nur in den USA verkaufte Antigen-Schnelltest die höchste Empfindlichkeit bei sehr guter Spezifität auf. Diese Daten werden für Teile der Bevölkerung wichtig sein, in der bevorstehenden Erkältungszeit eine auf wissenschaftlichen Fakten basierte Auswahl an Tests treffen zu können.
Link zur Publikation: https://link.springer.com/article/10.1007/s00430-023-00775-8
Auch die vier untersuchten Antigen-basierten Testsysteme für diagnostische Labore wiesen beim Nachweis der neuen Omikron-Subvarianten und Rekombinanten eine große Heterogenität auf. Nach unserer Einschätzung hat nur das beste dieser automatisierten Testsysteme das Potenzial, die hochempfindliche PCR-basierte Diagnostik zu komplementieren, sollte der Schutz vulnerabler Gruppen nicht im Vordergrund stehen. Im letzteren Fall sollte weiterhin auf eine PCR-basierte Analytik vertraut werden.
Link zur Publikation: https://link.springer.com/article/10.1007/s00430-023-00774-9
Neue Studie zum Thema Inflammation bei chronischen bakteriellen Infektionen in der Zeitschrift Microbiology Spectrum (ASM) publiziert.
Aus dem Max von Pettenkofer-Institut wurde kürzlich eine neue Studie zum Thema Inflammation bei chronischen bakteriellen Infektionen in der Zeitschrift Microbiology Spectrum (ASM) publiziert. Unter Leitung von Prof. Dr. Christine Josenhans (Erstautorin: Martina Hauke), zusammen mit Kooperationspartnern der TU München (Prof. Wolfgang Eisenreich) und an der Universität Tübingen/CMFI (Prof. Hannes Link) konnten darin die WissenschaftlerInnen zeigen, dass bakterielle Zuckermetabolite, die massive Entzündungsvorgänge in menschlichen Zellen auslösen, durch verschiedene Mechanismen des chronischen bakteriellen Erregers Helicobacter pylori individuell und stammspezifisch stark variiert werden können. Wichtige Unterschiede sind in der strukturellen Identität und Mengen der Zuckermoleküle sowie in Transport- und Regulationsvorgängen der Bakterien zu finden. Der globale Regulator CsrA, der zentrale metabolische Vorgänge in den Bakterien ausbalanciert, spielt dabei ebenfalls eine entscheidende Rolle.
DOI: 0.1128/spectrum.03132-22
Neue Publikation zum Verhalten des Darmmikrobioms bei wiederholter Antibiotikatherapie
Unter der Leitung der DZIF-Wissenschaftlerinnen Frau Prof. Dr. Bärbel Stecher (Max von Pettenkofer-Institut) und Frau Prof. Dr. Alice McHardy (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung) konnte in einer internationalen Forschungsarbeit gezeigt werden, dass evolutionäre Mechanismen nach wiederholter Antibiotikagabe zur Resilienz der mikrobiellen Gemeinschaft beitragen. Die Forschungsergebnisse wurden in dem renommierten Wissenschaftsjournal Cell Host & Microbe vorgestellt.
Nobelpreisträger Harald zur Hausen gestorben

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen ist am 28. Mai 2023 im Alter von 87 Jahren verstorben. Harald zur Hausen war ein Pioneer der Tumorvirologie und ein herausragender Gestalter biomedizinscher Forschung mit dem Anspruch höchster internationaler Exzellenz. Als Lehrstuhlinhaber für Virologie in Erlangen und Freiburg i. Br. prägte er die Anfänge der Virologie in Forschung, Lehre und Diagnostik in Deutschland. Von 1983 bis 2003 entwickelte er als Vorstandsvorsitzender das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg zu einem weltweit sichtbaren Leuchtturm der Biomedizin. Seine wissenschaftlichen Leistungen zur Entdeckung der Rolle krebserregender humaner Papillomviren (HPV) beim Gebärmutterhalskrebs legten die Grundlagen für die Entwicklung einer Impfung, die vor Infektion und Tumorentwicklung schützt. Hierfür wurde ihm 2008 der Nobelpreis für Medizin verliehen. Professor zur Hausen war auch ein Vorbild und großartiger Mentor, der Generationen von Virologen und Onkologen maßgeblich beeinflusst hat.
Gesellschaft für Virologie (GfV) In Memoriam
Interview der jungen Virologen (jGfV) mit Herrn Prof. Harald zur Hausen
Ausschreibung des Pettenkofer-Preises 2023
Die rechtsfähige Pettenkofer-Stiftung, die von der Stiftungsverwaltung der Landeshauptstadt München verwaltet wird, vergibt Forschungspreis über 5.000,– Euro für herausragende wissenschaftliche Arbeiten zum Thema
Das Mikrobiom des Darms – von innovativer Funktionsanalyse zu Interventionen
Berücksichtigt werden können bis zu drei herausragende Arbeiten, die in den Jahren 2020-2023 publiziert worden sind.
Die Originalarbeiten sollen zu einem wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn beigetragen haben und/oder von besonderer klinischer Bedeutung sein.
Der Preis kann sowohl an eine Einzelperson als auch an eine Gruppe vergeben werden. Bei Einreichung einer einzelnen Arbeit ist eine Versicherung beizufügen, dass alle Co-Autoren der eingereichten Arbeit mit der Bewerbung einverstanden sind.
Über die Vergabe des Preises entscheidet ein unabhängiges, fachkundiges Preisgericht.
Die Arbeiten samt Lebenslauf, wissenschaftlichem Werdegang und Publikationsliste senden Sie bitte per E-Mail bis zum 30.06.2023 an das Max von Pettenkofer-Institut, Sekretariat Pettenkofer-Preis 2023, Pettenkoferstr. 9a, D-80336 München (pettenkoferpreis@mvp.uni-muenchen.de).
Das Preisgeld wird von der Roche Diagnostics Deutschland GmbH zur Verfügung gestellt.
Hemmung der Atmungskette von Helicobacter pylori ermöglicht erregerspezifische antimikrobielle Wirkung
Neue Publikation der Arbeitsgruppen Prof. Dr. R. Haas und Dr. W. Fischer
Die zunehmende Verbreitung von Resistenzen gegen Antibiotika ist eines der drängendsten Probleme in der Infektionsmedizin. Zusammen mit anderen Bakterien hat die Weltgesundheitsorganisation deshalb Helicobacter pylori, das für Erkrankungen wie Magengeschwüre oder Magenkrebs verantwortlich ist, als Krankheitserreger mit hoher Priorität zur Entwicklung neuer Antibiotika eingestuft. Die LMU-Mikrobiologen Prof. Dr. Rainer Haas und Dr. Wolfgang Fischer haben nun zusammen mit mehreren Kooperationspartnern und mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) zeigen können, dass die zelluläre Atmung dieser Bakterien überaus empfindlich auf Inhibitoren der Andockstelle von Chinon-Kofaktoren im Atmungskomplex I reagiert. Weil andere Bakterien, einschließlich typischer Vertreter der Darm-Mikrobiota, deutlich unempfindlicher gegenüber solchen Substanzen sind, könnte dieser Angriffspunkt, sofern eine Wirksamkeit auch in vivo nachweisbar ist, großes Potenzial zur Entwicklung neuer Wirkstoffe mit erregerspezifischer Wirkung bieten.
Die Ergebnisse der Arbeit wurden im Fachmagazin Cell Chemical Biology veröffentlicht.
Aktuelle Publikation:
Neuartiges Protein Sekretionssystem vermittelt die Sekretion eines neuen und bedeutenden Virulenzfaktors in Salmonella Typhimurium
Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Herrn Dr. Tobias Geiger, in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Christine Josenhans, konnte in Forschungsarbeiten zeigen, wie eine bakterielle Chitinase durch ein neuartiges Protein Sekretionssystem sekretiert wird. Nach der Freisetzung vermittelt die Chitinase die Anheftung der pathogenen Salmonellen an menschliche Wirtszellen sowie das Eindringen der Bakterien in die Zellen. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift PLOS Pathogens publiziert (https://doi.org/10.1371/journal.ppat.1011306).
Abschiedsveranstaltung für den RKI-Präsidenten Prof. Dr. Lothar H. Wieler
Herr Prof. Suerbaum hat in Berlin am 28.03.2023 bei der Abschiedsveranstaltung zu Ehren des scheidenden RKI-Präsidenten Lothar H. Wieler gesprochen. Als Vorsitzender des Wissenschaflichen Beirats des Robert Koch Instituts hat Prof. Suerbaum während seiner achtjährigen Amtszeit vertrauensvoll mit Prof. Wieler zusammengearbeitet. Die unter der Leitung von Prof. Wieler erfolgte Weiterentwicklung des RKI von einem Infektionsinstitut zu einem Public Health Institut für Deutschland hat der Beirat erst kürzlich in einer Stellungnahme analysiert und zukünftige Handlungsfelder dargestellt. Prof. Wieler hat sich in seiner Zeit als RKI-Präsident große Verdienste um die Bekämpfung der Infektionskrankheiten in Deutschland und weltweit erworben.
Seltenes Zusammentreffen von vier Präsidenten aus Anlass der Verabschiedung von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Lothar H. Wieler als Präsident des Robert Koch-Instituts am 28.03.2023

Stellungnahme des Wissenschaflichen Beirats zur Rolle des RKI für Public Health in Deutschland
32. Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie e. V. vom 28. bis 31. März in Ulm
Alle weiteren Informationen zur Jahrestagung finden Sie unter:
Bilanz nach 12,5 Jahren Forschung zur chronischen Helicobacter pylori-Infektion im SFB 900
Im Sonderforschungsbereich SFB 900 (Chronische Infektionen) wurden von 2010 bis Ende 2022 Forschungsarbeiten über chronische Infektionen gefördert. Die Forschungsergebnisse dieses von Prof. Thomas Schulz (MH Hannover) koordinierten Verbundprojekts wurden jetzt in einem Sonderband der Zeitschriften „Current Opinion in Immunology“ und „Current Opinion in Virology“ zusammengefasst. Die LMU-Wissenschaftler Prof. Dr. Christine Josenhans und Prof. Dr. Sebastian Suerbaum sind Gründungsmitglieder des SFB 900 und als Vorstandsmitglied bzw. stellv. Sprecher zuerst an der MHH und seit 2016/2017 in München am Erfolg des SFB wesentlich beteiligt.
Die beiden Review-Artikel geben einen guten Überblick über die Entwicklung der Forschungsarbeiten und stehen über diese Links für 50 Tage zum kostenlosen Download bereit:
Review von L. Faass, M. Hauke, S. C. Stein und Christine Josenhans
https://authors.elsevier.com/a/1glqI3OeyGHV%7E9
Review von F. Ailloud und Sebastian Suerbaum
Publikation in Nature Communications
Das karzinogene Bakterium Helicobacter pylori begleitet den Menschen seit etwa 100.000 Jahren. Die Gene des Bakteriums spiegeln die Geschichte dieser Jahrtausende langen Assoziation wider und erlauben auch Rückschlüsse auf menschliche Migrationsbewegungen (Falush, …, Achtman & Suerbaum, Science 2003). Der LMU-Mikrobiologe Prof. Sebastian Suerbaum hat nun in Zusammenarbeit mit einem internationalen Konsortium von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, u.a. vom Institut Pasteur in Shanghai und von der Universität Göteborg in Schweden, mit Hilfe neuer Analysemethoden zeigen können, dass die heute in Europa ansässigen Helicobacter pylori-Bakterien das Resultat mehrerer Wanderungsbewegungen aus Afrika sind. Der Austausch zwischen den Genomen der früher in Europa ansässigen Bakterien mit Bakterien, die afrikanische Einwanderer in ihrem Magen mitgebracht haben, hat wichtige Beiträge zur Evolution von H. pylori geleistet und es ermöglicht die bakteriellen Genome durch Selektion zu optimieren. Im Gegensatz dazu sind bei H. pylori-Genomen in Asien deutlich weniger Spuren afrikanischer H. pylori vorhanden.
Die Ergebnisse, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications erschienen sind, erlauben einen faszinierenden Einblick in die Rolle von menschlichen Migrationsbewegungen bei der Evolution dieses wichtigen Krankheitserregers.
Originalpublikation: Repeated out-of-Africa expansions of Helicobacter pylori driven by replacement of deleterious mutations. Harry Thorpe#, Elise Tourrette#, Koji Yahara#, …, Sebastian Suerbaum*, Kaisa Thorell*, Daniel Falush*
# Ko-Erstautoren; * Ko-Letztautoren
Nature Communications doi: 10.1038/s41467-022-34475-3
Viren: Unsichtbare Gefahr aus der Wildnis
Affenpocken/Mpox, Corona, Ebola: Viren, die vom Tier auf den Menschen überspringen, können Pandemien auslösen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU erforschen die Tricks der Erreger und entwickeln passende Impfstoffe.
https://www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/viren-unsichtbare-gefahr-aus-der-wildnis.html